Wie kann ich mich engagieren?

In Bremen leben mittlerweile viele geflüchtete Menschen im eigenen Wohn­raum. Oder sie sind kurz davor, in eine eigene Wohnung zu ziehen. Damit verlassen sie den gewohnten Rahmen der Übergangswohnheime, in denen sie Ansprechpersonen hatten, an die sie sich bei Fragen oder Unsicherheiten wenden konnten. Auf einmal ist (wieder) alles neu – der Stadtteil, die Einkaufsmöglichkeiten, die Ärzte ... Und auf einmal ist auch nicht unbe­dingt jemand da, der behilflich ist beim Verstehen von (Behörden­)Post, beim Erlernen der deutschen Sprache, bei der Hausaufgabenbetreuung für die Kinder, beim Elternabend in Kita oder Schule ... Und es ist auch nicht immer jemand da, mit dem man „mal schnacken“ kann – anders als im Wohnheim kennt man die neuen Nachbar*innen nicht unbedingt.

Was kann ich tun?

Hier sind wir alle gefragt – Bremer*innen, die schon lange hier leben, Zugezogene, die sich in die Situation einfühlen können, einfach Menschen, die gerne auf Augenhöhe unterstützen möchten.


Die Unterstützungsmöglichkeiten und Bedarfe sind dabei so individuell wie die Menschen selbst. Ob es um Möglichkeiten geht, Deutsch zu üben, um Hausaufgaben, um Freizeitbegleitung – es geht immer um eins: Kontakte knüpfen und gegenseitiges Kennenlernen.


Dies ist besonders leicht möglich in den vielen Sprachcafés, die es in fast allen Stadtteilen gibt. Hier kommt man leicht in Kontakt, man schnackt und kann so relativ unverbindlich feststellen, ob „die Chemie stimmt“ mit dem Gegenüber. Die Geflüchteten kommen manchmal mit ihren Anliegen in die Cafés, so dass der Einsatz dort über das reine Üben der Sprache hinausgehen kann. Und das ist eine besondere Chance: Man lernt die Menschen und die Arbeit relativ schnell kennen, erweitert seinen Horizont und kann wirklich eine große Hilfe sein.


Besonders für Menschen, die noch nicht mit Geflüchteten zu tun hatten, sind die Sprachcafés eine gute Gelegenheit, reinzuschnuppern. Passt die Aufgabe zu mir? Wenn ja, ergibt sich vielleicht eine engere Beziehung oder sogar Freundschaft. Wenn nicht, wendet man sich jemand anderem zu.


Eine Liste der Sprachcafés findest du hier.


Wenn du kontaktfreudig, offen, tolerant und einfühlsam sind, bist du bei uns richtig. Dann bringen wir dich mit Menschen zusammen, die sich Kontakte und Unterstützung in unterschiedlichen Lebensbereichen wünschen. Wir begleiten dich in deinem Engagement – wir sind für dich da bei Fragen, wir liefern Informationen und bieten Fortbildungsmöglichkeiten.

Und was habe ich davon?

Neben dem Gefühl, etwas Gutes und Sinnvolles zu tun, wirst du viele neue Erfahrungen machen. Du wirst neue Menschen kennenlernen, sowohl Zugewanderte als auch solche, die schon lange hier leben. Vielleicht entdeckst du sogar neue Berufsperspektiven. Und sei dir sicher: Von den Menschen, die du begleitest, wirst Du große Anerkennung erhalten.


Wenn wir dich neugierig gemacht haben, ruf uns an. Dann vereinbaren wir einen Gesprächstermin, in dem wir Näheres klären können

Wichtig: Stellung beziehen

Der Umgang mit Menschen, die auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung und Diskriminierung zu uns kommen, steht symbolhaft für die Art von Gesellschaft und die Werte, die wir in dieser haben möchten. Bei allen politischen und gesellschaftlichen Debatten wird häufig der entscheidende Punkt vergessen: es geht hier um Menschen. Menschen, die sich in Not befinden.

Respekt und Toleranz werden in diesen Zeiten immer mehr zu den zentral diskutierten Werten. Ihnen gegenüber stehen Fremdenfeindlichkeit und Hass. Wir finden es wichtig, sich in dieser Auseinandersetzung zu äußern und klar zu positionieren. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Neben dem ehrenamtlichen Einsatz für Geflüchtete lässt sich politisch und gesellschaftlich vieles tun - sei es über Aktionen, Bündnisse, Kampagnen, in der Lokalpolitik oder bei Runden Tischen. Im Folgenden haben wir einige Links von Projekten gesammelt.

Menschen Willkommen
Das Projekt "Menschen Willkommen" hat es sich zur Aufgabe gemacht, einfache Mittel zu schaffen, um selbst Stellung zu beziehen. So gibt es Aufkleber, Plakate, Buttons und einiges mehr, die man z.B. in der Fensterscheibe befestigen kann, um zu zeigen, dass man allerlei Menschen willkommen heißt.
www.menschen-willkommen.org

Bilder gegen Ängste
Das Projekt "Bildkorrektur" besteht aus vielen verschiedenen Zeichner*innen, die mit ihren Bildern versuchen, gängige Ängste gegenüber Geflüchteten durch bebilderte Fakten sachlich zu entkräften. Dies dient auch als gute Argumentationsgrundlage für Diskussionen.
bildkorrektur.tumblr.com

Schule für alle
„Schule für alle“ ist eine Kampagne der Landesflüchtlingsräte, dem BumF e.V. und Jugendlichen ohne Grenzen – unterstützt von der GEW und Pro Asyl.
 Die Kampagne setzt sich für ein Recht auf Bildung für alle und ohne Ausnahmen ein.
www.kampagne-schule-fuer-alle.de

Was gilt es zu beachten?

Die ehrenamtliche Arbeit ermöglicht und erleichtert vielen geflüchteten Menschen, hier in Bremen Fuß zu fassen. Achte bei deinem Engagement stets auf deine eigenen Grenzen und auf die deines Gegenübers. Wenn du versuchst sie zu wahren, kannst du Überlastung und Frustration vorbeugen.

Bei deinem Engagement wirst du auf Menschen treffen, die sich in einer Ausnahmesituation befinden. Sie mussten ihr gewohntes Bezugssystem hinter sich lassen und eine gefährliche Flucht überleben. Nun stehen sie vor der Herausforderung, neue Bezugspunkte kennenzulernen und sich ein neues Bezugssystem aufzubauen. Wenn du jemanden durch diese Zeit begleitest, wirst teilweise auch du mit den Anforderungen, die damit verbunden sind, konfrontiert. Hier erfährst du, was auf dich zukommt und welche Herausforderungen dir dabei begegnen könnten. Außerdem kannst du dich darüber informieren, wie du während deiner ehrenamtlichen Tätigkeit versicherst bist und wofür ein Führungszeugnis benötigt wird.

Leitfäden für Freiwillige

Um dir deine Tätigkeit bzw. den Einstieg etwas zu erleichtern, haben wir einige Leitfäden konzipiert. Sie dienen zur Orientierung, wenn du überlegst, in welchem Bereich du dich engagieren möchtest aber auch, wenn du bereits ehrenamtlich mit Geflüchteten arbeitest. Hier erfährst du Wissenswertes und Tipps im Allgemeinen, aber auch zu speziellen Bereichen wie Sprachbegleitung oder Kinderbetreuung. Weitere Leitfäden sind zur Zeit noch in Arbeit.

Allgemeiner Leitfaden
Leitfaden für die ehrenamtliche Kinderbetreuung
Leitfaden für die ehrenamtliche Sprachbegleitung
Leitfaden für die Begleitung zu Behörden, Ämtern und Ärzt*innen
Glossar - Begriffe rund um das Thema Geflüchtete und Asyl

Ein weiterer empfehlenswerter Leitfaden stammt von Zuflucht e.V. und ist hier einsehbar: Handlungsleitfaden für Ehrenamtliche - Zuflucht

Interkulturelle Sensibilität

Einer von vielen Einflussfaktoren auf die Individualität eines jeden Menschen ist das das kulturelle Bezugssystem. Die Kultur, in der wir aufwachsen, prägt unseren Umgang mit Zeit, mit anderen Menschen und mit den Dingen, die uns umgeben.

Interkulturelle Missverständnisse können aufgrund unserer verschiedenen Prägungen passieren. Zum Beispiel hat eine Person vielleicht gelernt, es sei unhöflich, die Einladung eines Mitmenschen klar abzulehnen. Ein anders geprägter Mensch findet es wiederum unhöflich, wenn auf seine Einladung keine klare Zu- oder Absage folgt. Im offenen Gespräch mit deinem Gegenüber könnt ihr bestimmt herausfinden, wieso es zu dem Missverständnis kam und euch gleichzeitig besser kennenlernen. Mit Sensibilität für die Reaktionen deines Gegenübers und Ehrlichkeit, wenn du dich selbst mit einer Sache nicht wohlfühlst, könnt ihr euch aufeinander einstellen. Interesse für die Herkunft und Geschichte des Menschen, den du unterstützt wird dir helfen, ihn zu verstehen. Wenn du dir unsicher bist, kannst du auch ein Seminar z.B. zu interkultureller Kommunikation/Sensibilität besuchen. Über den Veranstaltungskalender auf GiB kannst du dich auf dem Laufenden halten.

Natürlich ist es trotzdem möglich, dass du dich trotz ausreichender Kennenlernphase mit jemandem nicht gut verstehst. Gegenseitige Sympathie ist gerade für Unterstützungsformen wie eine Patenschaft wichtig, damit ein vertrauensvolles Verhältnis entstehen kann. Wenn du dich mit deinem Gegenüber nicht verstehen solltest, ist es manchmal besser, sich zurückzuziehen und an anderer Stelle einen neuen Versuch zu unternehmen.

Datenschutz

In Deutschland Schutz zu suchen vor Krieg und Diskriminierung im Herkunftsland bedeutet auch, in der neuen Umgebung Schutz im Umgang mit persönlichen Anliegen zu finden. Die Familenstrukturen, -biographien und evtl. Probleme der Menschen, die du unterstützt solltest du unbedingt vertraulich behandeln. Dazu gehört auch, ihre Privatsphäre zu achten, zum Beispiel die Wohnung einer geflüchteten Person nicht ohne deren Einstimmung zu betreten.

Führungszeugnis

Zum Schutz von Kindern und Jugendlichen müssen nach dem Bundeskinderschutzgesetz hauptamtliche Mitarbeiter*innen in der Kinder- und Jugendarbeit vor Aufnahme ihrer Tätigkeit und danach in regelmäßigen Intervallen ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorweisen.

Gleiches gilt auch für dich, wenn du in Unterkünften mit jungen und erwachsenen Geflüchteten in Kontakt kommen. Das „Erweiterte polizeiliche Führungszeugnis“ kann in einem der Bürger-Service-Center in Bremen unter Vorlage des Personalausweises von dir beantragt werden. Dir entstehen in Bremen keine Kosten für das Führungszeugnis, wenn du eine vom Träger der Einrichtung/Unterkunft unterzeichnete Bestätigung vorlegen, aus der hervorgeht, dass du dort ehrenamtlich tätig sind. Dein Antrag wird an das Bundesamt für Justiz weitergeleitet und das Führungszeugnis wird von dort direkt an dich nach Hause geschickt.

Wenn du das Führungszeugnis erhalten hast, bringe es dem Träger der Einrichtung, in der du tätig bist, zur Einsichtnahme und internen Dokumentation mit.

Neues Verfahren zur Online-Beantragung
Seit einiger Zeit ist die Beantragung des Führungszeugnisses auch online möglich, alle näheren Informationen findest du im Portal des Bundesamtes für Justiz: www.fuehrungszeugnis.bund.de.

Versicherung

Im Land Bremen besteht seit dem 1. Juli 2006 ein Vertrag mit der ÖVB, der Ehrenamtliche in ihrem freiwilligen Engagement durch eine Haftpflicht- und eine Unfallversicherung schützen soll.

Wichtig ist hier für, dass du beim Träger der Einrichtung/Unterkunft als ehrenamtlich Tätige*r bekannt bist.

Die ÖVB gibt Auskünfte zum erweiterten Versicherungsschutz für bürgerschaftliches Engagement unter der zentralen Rufnummer 0421-30434788.

Weitere Informationen zu Versicherungsleistungen sowie Einschränkungen kannst du auf dieser Webseite nachlesen: www.soziales.bremen.de/sixcms/detail.php?gsid=bremen69.c.2661.de

Wo bekomme ich Unterstützung?

Du kannst viele verschiedene Unterstützungsangebote wahrnehmen und wirst mit deinen Fragen und vielleicht auch Sorgen nicht allein gelassen. Von diesen Angeboten unabhängig kannst du dich natürlich jederzeit an uns wenden - mit konkreten Fragen, Ideen, Problemen und Projekten oder wenn du nicht weißt, welche Anlaufstelle die richtige ist. Unsere Kontaktdaten findest du rechts bzw. oben, falls du ein Smartphone oder Tablet verwendest.

Seminare & Fortbildungen

Für freiwillig und ehrenamtlich Engagierte in der Hilfe für Geflüchtete gibt es eine Reihe nützlicher und hilfreicher Fortbildungen und Seminare. Sie werden von verschiedenen Trägern organisiert und durchgeführt. Grundsätzlich sind alle Angebote für Freiwillige kostenfrei. Aktuell werden Seminare zu folgenden Themen angeboten:

Asylrecht
Trans-/Interkulturelle Sensibilisierung
Umgang mit Nähe und Distanz
Umgang mit Trauma und Traumafolgen
Kommunikation und Konfliktklärung
Sprachbegleitung
Kinderbetreuung
Aktiv werden gegen Rechte Hetze
etc.

Die Fortbildungen sind keine berufliche Qualifizierung! Sie dienen dazu, dich in der Arbeit mit Geflüchteten zu unterstützen und zu begleiten, sie geben Hilfestellung und Orientierung und bieten die Möglichkeit zum Austausch untereinander.

Für aktuelle Ausschreibungen und Termine schaue bitte in unseren Veranstaltungskalender.

Beratung & Supervision

Supervision, lateinisch für „Überblick“, ist eine Form der Beratung für Mitarbeiter*innen, unter anderem in psychosozialen Berufen. Es geht darum, in Einzel- oder Gruppengesprächen die eigene Tätigkeit zu reflektieren. In dem Wissen, dass Ehrenamtliche in der Arbeit mit Geflüchteten eine wichtige und anspruchsvolle Tätigkeit übernehmen, wird Supervision für Ehrenamtliche von verschiedenen Trägern und Initiativen angeboten. Wenn du dich in deinem Ehrenamt mal überfordert fühlst oder einfach Gesprächsbedarf hast, findest du hier die Gelegenheit, dich professionell dazu beraten zu lassen.

Aktuell gibt es verschiedene Angebote in diesem Bereich, unter anderem von Zuflucht e.V., Psychotherapeutenkammer und der Freiwilligenagentur. Solltest du Interesse an Praxisbegleitung bzw. Supervision haben, kontaktiere uns, damit wir dir Angebote in deiner Nähe nennen können.

Austauschtreffen

Austauschtreffen geben dir die Möglichkeit, deine Erlebnisse in der freiwilligen Unterstützung von Geflüchteten mit anderen zu besprechen. Dabei gibt es Austauschangebote zu bestimmten Themenbereichen (z.B. Kinderbetreuung), bei denen es darum geht, konkrete Ideen, Methoden und Material auszutauschen und andere Aktive in dem Bereich kennenzulernen. Diese werden von verschiedenen Initiativen organisiert. Zusätzlich veranstalten wir in Kooperation mit Zuflucht e.V. regelmäßige regionale Austauschtreffen, bei denen die Freiwilligen und Interessierten aus den Stadtteilen einer Region zusammenkommen, um sich auszutauschen, kennenzulernen und zu vernetzen. So siehst du, welche Projekte es gibt, wie Ehrenamt an anderen Stellen läuft und wo noch Bedarf ist. Alle aktuell anstehenden Austauschtreffen findest du im Veranstaltungskalender.

Videos

Bilder sprechen oft mehr als Worte. Am Ende unserer Infosektion findest du daher eine Sammlung bewegter Bilder, die wir für informativ und hilfreich halten.

Wenn du die Videos anschauen möchtest, klicke bitte hier, um unsere Datenschutzerklärung zu akzeptieren und die Videos als externe Inhalte von YouTube zu laden.

Begegnung auf Augenhöhe

Zusätzliche interessante Materialien zu dem Film findest du unter www.rassismuskritik-bw.de/erklaervideo.



All That We Share

Dieser Spot eines dänischen TV-Senders zeigt auf wunderbare Weise, wie relativ die Schubladen sind, in denen wir häufig denken, und dass Gemeinsamkeit sowie der Begriff "wir" vieles bedeuten kann.



Blickwechsel - Welche Hilfe heißt Willkommen?

In diesem Projekt wurden Geflüchtete gefragt, welche Art von Hilfe für sie sinnvoll ist und welche Erfahrungen sie mit freiwillig Engagierten gemacht haben. In vier weiteren Videoclips befragen Flüchtlinge freiwillig Engagierte zu deren Motivation.

Die daraus entstandenen Videos findest du hier: https://news.rpi-virtuell.de/2016/11/09/blickwechsel-welche-hilfe-heisst-willkommen//



Initiative #NichtEgal gegen Diskriminierung

Die Initiative #NichtEgal spricht sich gegen Diskriminierung und für Respekt aus und versucht gerade junge Menschen zu motivieren, sich auch online gegen Hasskommentare und ähnliches klar zu äußern.

Alle Infos und weitere Videos unter nichtegal.withyoutube.com.



Videos von Geflüchteten

Der YouTube-Kanal "GermanLifeStyle GLS" zeigt die Perspektive von Geflüchteten auf verschiedenste Themen, z.B. auf schwierige Situationen nach dem Ankommen oder darauf, wie am besten Deutsch gelernt werden kann. Das Ganze hat in manchen Szenen einen gewollt satirischen Charakter.

Flyer zum Download